Search

Bildung: Politik zeigt wenig Ambitionen - Leitartikel - Nachrichten - Mittelbayerische

kampusssss.blogspot.com

Den Lehrermangel gab es lange vor Corona. Nun verschärft sich das Problem. Für die Qualität lässt das Schlimmes fürchten.
Katharina Kellner

  • Ein gutes Mittagessen ist wichtig an einem langen Schultag. Doch was vor allem zählt, ist ein gut durchdachtes pädagogisches Angebot in der Ganztagsschule. Foto: Roland Weihrauch/picture alliance/dpa
  • Foto: Foto: Jürgen Dallmann

Regensburg.Viele Eltern haben in den vergangenen Wochen beim Homeschooling gelernt: Das Lehrer-Sein ist alles andere als einfach. Wer täglich das Kind zu Hausaufgaben am Küchentisch motivieren muss, merkt schnell, dass es dazu pädagogisches und didaktisches Handwerkszeug braucht. Schließlich sollen die Aufgaben nicht nur irgendwie erledigt sein. So wird einem bewusst, wie entscheidend für nachhaltiges Lernen die Fachkräfte sind: Lehrerinnen und Lehrer mit solidem Wissen, Lust am Vermitteln, pädagogischem Fingerspitzengefühl und einem guten Augenmaß für die individuellen Möglichkeiten des Kindes. Doch es gibt zu wenige von ihnen. Nicht erst seit Corona, sondern seit Jahren.

Schulen

Wegen Corona auch Lehrkräfte ohne Lehramtsstudium gesucht

800 Aushilfslehrkräfte sollen nach Ansicht des Kultusministeriums im neuen Schuljahr den Unterricht in Corona-Zeiten unterstützen - auch ohne Lehramtsstudium. Kritik kommt von der Opposition und Verbänden.

Das Kultusministerium hat nun verkündet, dass im kommenden Schuljahr 800 Aushilfslehrkräfte den Unterricht unterstützen sollen. Das zeigt, wie eng gestrickt die personelle Situation an bayerischen Schulen ist. Noch vor wenigen Jahren galt es bayerischen Bildungspolitikern als No-Go, Quereinsteiger an allgemeinbildenden Schulen einzusetzen.

Massiver Stundenausfall und viele offene Stellen

Der Richtungswechsel im Kultusministerium zeigt, dass die Regierung verpasst hat, rechtzeitig gegen Stundenausfall und offene Stellen vorzugehen. In Hinblick auf die Schulen werden Entscheidungen getroffen, die nicht die Qualität sichern, sondern den Mangel verwalten. Das soll nicht heißen, dass Quereinsteiger grundsätzlich keine guten Lehrer sind. Und doch ist eine gute Ausbildung unverzichtbar für einen Berufsstand, dem eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe zukommt.

„Es reicht nicht, Kinder am Nachmittag nur zu ,verwahren‘.“

Dabei versäumt es die Politik, den Lehrberuf attraktiv für Berufsanfänger zu machen: Viele junge Lehrer werden nur befristet angestellt und können so ihre Zukunft nicht planen. Auch die Verträge der Quereinsteiger sind auf ein Jahr befristet. Dabei zielt der Kultusminister auf Hochschulabsolventen. Doch diejenigen von ihnen, die einen unbefristete Anstellung haben, werden unter diesen Voraussetzungen nicht aus reinem Idealismus ins Lehramt wechseln.

Bildung

Lehrer protestieren gegen Mehrarbeit

Ihren Ärger über die Zwangsmaßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels haben bayerische Lehrer am Freitag öffentlich gezeigt.

Vor allem an Grund- und Mittelschullehrern fehlt es dramatisch. Berufseinsteiger entscheiden sich oft aus finanziellen Erwägungen für das Gymnasial- oder Realschullehramt. Schon das jeweilige Einstiegsgehalt macht einen Unterschied von 600 Euro brutto aus, mit den Berufsjahren bleibt diese Kluft.

Das ist wegen der gewachsenen Anforderungen nicht gerechtfertigt.

Auch wenn Gymnasial- und Realsschullehrer länger studiert haben - Grund- und Mittelschullehrer leisten wichtige Aufgaben über das Lehren hinaus: Sie unterrichten häufig Kinder, die mehr Zeit brauchen, um Lerninhalte zu verstehen. Kinder, die oft weniger gut ausgebildete Eltern haben. Diese Lehrer unterstützen Familien in schwierigen Situationen. Sie sind auch unverzichtbar bei der Integration von Kindern, die manchmal erst in der Schule Deutsch lernen. Die Politik muss hier dringend Anreize schaffen, um Grund- und Mittelschulen aufzuwerten. Nur genug Lehrpersonal kann einigermaßen ausgleichen, dass Herkunft über den Bildungsweg entscheidet.

Inhaltliche Qualität für die Ganztagsschule

Auch die Ganztagsbetreuung bleibt ein Ärgernis. Zwar soll es dafür mehr Geld geben, da Eltern theoretisch ab 2025 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung haben. Doch dieser Anspruch muss unbedingt mit inhaltlicher Qualität verbunden werden, die nur Fachkräfte garantieren können. Es reicht nicht, Kinder am Nachmittag nur zu „verwahren“ und aus Kostengründen vor allem auf Ehrenamtler, Studierende und Praktikanten zu setzen.

Bildung

Grundschullehrer schlagen Alarm

Mit Zwangsmaßnahmen will der Kultusminister den Lehrermangel an Grundschulen abfangen. „Es reicht!“, sagen Ostbayerns Lehrer.

Politiker von CSU und Freien Wählern betonen oft, wie spitzenmäßig Bayern angeblich dasteht. Doch in der Schulpolitik zeigen sie wenig Ambitionen. Bei der Ganztagsbetreuung denkt die Regierung einseitig vom Bedürfnis der Wirtschaft her, die Eltern als Arbeitskräfte frei zu halten. In einem reichen Bundesland wie Bayern muss die Priorität eine andere sein: das Recht der Kinder, ihren Tag mit einem gut durchdachten pädagogischen Angebot aus Bildung, Förderung und Freiraum zu verbringen.




July 26, 2020 at 11:39PM
https://ift.tt/32VOVZ1

Bildung: Politik zeigt wenig Ambitionen - Leitartikel - Nachrichten - Mittelbayerische

https://ift.tt/2VAUurl
Bildung

Bagikan Berita Ini

0 Response to "Bildung: Politik zeigt wenig Ambitionen - Leitartikel - Nachrichten - Mittelbayerische"

Post a Comment

Powered by Blogger.