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Thüringens Bildungssystem im Ländervergleich weit vorn - Süddeutsche Zeitung

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Erfurt/Berlin (dpa/th) - Thüringens Bildungssystem hat seinen dritten Platz im bundesweiten Ländervergleich der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) verteidigt. Im "Bildungsmonitor 2020" holt sich Sachsen die Spitzenposition und landet damit noch vor Bayern und Thüringen. Damit gehört Thüringen aus Sicht der Initiative zu den Ländern mit den "leistungsfähigsten Bildungssystemen". Am Ende der Rangliste steht Sachsen-Anhalt, wo die Schulabbrecherquoten "erschreckend hoch" und die Sicherung der Lehrkräfteversorgung besonders schwierig seien. Im Vorjahr lag Berlin ganz hinten.

Thüringen punktet im Bildungsmonitor unter anderem bei den Bildungsausgaben pro Schüler und Ganztagsangeboten an Kindergärten und Grundschulen. Zudem kommen den Angaben zufolge rechnerisch in Thüringen auf eine Lehrkraft die wenigsten Schüler. Nur wenige Schüler würden der Aufstellung zufolge ohne Ausbildungsstellenangebot bleiben.

Im vergangenen Jahr hatte sich der Freistaat im Vergleich zu allen anderen Bundesländern am deutlichsten verschlechtert und war vom zweiten auf den dritten Platz abgerutscht. Dennoch gehört Thüringen aus Sicht der Initiative weiter zur Spitzengruppe im Bildungsbereich.

Herausforderungen sehen die Autoren vor allem bei der Altersstruktur von Lehrern an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen. Seit Jahren ist in Thüringen hier von einer Überalterung die Rede. Außerdem monieren die Autoren, dass die Schulabbrecherquote bei Ausländern eine der höchsten in Deutschland ist.

Die Vergleichsstudie bewertet nach Angaben der INSM, "inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert". Neben dem Leistungsstand von Schülern wird unter anderem verglichen, wie viel Geld ein Land pro Schüler ausgibt, wie das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern oder auch wie hoch der Anteil jüngerer Lehrer ist. Auch die Schul- und Azubi-Abbrecherquoten werden untersucht. Die INSM wird nach eigenen Angaben von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert.

Mangelnde Teilhabe-Chancen, die Knappheit bei Lehrkräften und fehlende digitale Ressourcen seien die offensichtlichsten Probleme des deutschen Bildungssystems, hieß es zur Veröffentlichung der Studie am Freitag. Die Corona-Pandemie verschärfe diese Schwierigkeiten.

Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) bemerkte zu den Ergebnissen, Thüringen sei auf dem richtigen Weg - etwa bei den Bildungsausgaben oder der Frage, wie viele Schüler rechnerisch auf einen Lehrer kommen. Allerdings nehme er auch die kritischen Hinweise der Studie ernst. "Die Altersstruktur der Lehrerschaft haben wir als Problem längst erkannt. Wir brauchen mehr junge Lehrkräfte."

Die Thüringer CDU-Fraktion interpretierte das Ergebnis der Untersuchung als einen "deutlichen Qualitätsrückgang im Bildungssystem". Verglichen mit 2013 hätten neun Länder ihre Positionen verbessern können, sieben hätten sich verschlechtert, darunter Thüringen. "Platz 3 ist nicht schlecht, doch die Richtung stimmt leider nicht", meinte der bildungspolitische Sprecher Christian Tischner.

Besonders bedrückend sei der hohe Anteil bei den Schulabgängern ohne Abschluss von 9,2 Prozent. "Dass in Thüringen fast jeder zehnte Schüler ohne Abschluss die Schule verlässt und damit eine Hypothek mit ins Berufsleben nimmt, ist ein Armutszeugnis", kommentierte Tischner.

Den hohen Anteil von Schulgängern ohne Abschluss bei den ausländischen Schülern nannte Tischner eine "Katastrophe". Rund 38 Prozent der ausländischen Schüler gehen in Thüringen ganz ohne Abschluss von der Schule ab. Das Land liegt in diesem Bereich zusammen mit Sachsen-Anhalt auf dem letzten Platz im Länder-Vergleich. "Sprache, Bildung und Arbeit sind die entscheidenden Schlüssel zur Integration", sagte Tischner.




August 14, 2020 at 06:57PM
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