Düsseldorf/Bochum (dpa/lnw) - Angehende Akademiker müssen nach Angaben der Studierendenwerke Nordrhein-Westfalen für ihre Ausbildung immer tiefer in die Tasche greifen. Allein der Sozialbeitrag, aus dem vor allem Studentenwohnheime und Mensen mitfinanziert werden, steigt demnach seit Jahren langsam aber stetig an und liegt inzwischen bei 182 Euro pro Kopf und Jahr. Das geht aus der Leistungsbilanz 2019 der Studierendenwerke hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf in wesentlichen Auszügen vorliegt.
SEMESTERBEITRÄGE: Sozialbeiträge sind nur ein Teil des gesamten Semesterbeitrags, den Studenten zu entrichten haben. Zusammen mit dem Ticket für den Nahverkehr und dem Beitrag an den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), mussten in NRW zum Wintersemester 22019/20 im Durchschnitt 301 Euro berappt werden - mit regionalen Abweichungen. So lag der Semesterbeitrag nach Angaben der Studierendenwerke etwa bei 288 Euro an der Universität Aachen und 310 Euro an der Uni Wuppertal.
PREISERHÖHUNGEN: Das Land passe zwar regelmäßig die Gelder für Lehre und Forschung an, vergesse aber weiterhin die Studierendenwerke - und damit die soziale Infrastruktur an den Hochschulen, sagte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Jörg Lüken, der dpa. "Die Studierenden sind die Leidtragenden. Sie zahlen die Zeche für ausbleibende Zuschüsse an die landeseigenen Studierendenwerke." Weitere Erhöhungen der Sozialbeiträge sowie Preis- und Mieterhöhungen seien daher wahrscheinlich. "Diese Entwicklung trifft insbesondere finanziell benachteiligte Studierendengruppen", kritisierte Lüken. "Die Corona-Pandemie wird den Anteil finanziell notleidender Studierender weiter erhöhen."
STUDENTENBUDEN: Ende 2019 unterhielten die Studierendenwerke NRW knapp 39 000 Wohnplätze in rund 300 Einrichtungen. Fast 53 000 Bewerber versuchten, eine der raren, vergleichsweise günstigen Studentenbuden zu ergattern. Das war auch 2019 wieder äußerst schwierig, denn mit rund 97 Prozent war das Angebot fast vollständig ausgelastet. Im Durchschnitt war fast jeder zweite Bewohner ein internationaler Student.
MIETEN:Die Durchschnittsmiete - in der Regel inklusive Strom, Heizung, TV und Internet - betrug 262 Euro. Das sei unterhalb des Mietzinsniveaus im privaten Wohnungsmarkt, bilanzierten die Studierendenwerke. Der günstigste Platz sei schon ab 195 Euro zu haben gewesen.
ESSEN: Für Essen und Trinken ließen die Studenten im vergangenen Jahr knapp 100 Millionen Euro in den 184 Mensen. Der Preis für das günstigste Tellergericht betrug laut Jahresbilanz knapp zwei Euro. Nachgefragt wurde demnach ein breites Angebotsspektrum: "klassisch, vegetarisch, vegan, transfair, to go". Etliche Einrichtungen seien sogar als "vegan-freundlich" besonders ausgezeichnet worden.
KINDER: An 16 Hochschulstandorten werden insgesamt 1636 Tagesplätze in 33 Kitas vorgehalten für Studierende mit Nachwuchs. Das Angebot hat sich in den vergangenen Jahren kaum vergrößert.
BAföG:Der Anteil der Studenten, der überhaupt Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) beantragt, ist 2019 mit nur 15,5 Prozent von insgesamt 621 000 Immatrikulierten im Zuständigkeitsbereich der Studierendenwerke auf einen Tiefstand in NRW gerutscht. Hatte 2012 noch gut jeder vierte Student hier einen BAföG-Antrag gestellt, ist es jetzt nur noch jeder sechste. Nach jüngsten Angaben des Landesamts für Statistik ist die Gesamtzahl aller Schüler und Studenten, die BAföG in NRW erhalten, 2019 zum sechsten Mal in Folge gesunken - um 6,4 Prozent im Vorjahresvergleich auf rund 161 000.
UNTERFINANZIERUNG:Die zwölf Studierenendenwerke in NRW gestalten an mehr als 50 Hochschulen in 44 Städten den Lebensraum für Studierende wesentlich mit. Dafür erhalten sie vom Land seit 2016 einen Zuschuss von 40,5 Millionen Euro jährlich. Im Laufe der Jahre sei der Kostenanteil der Studierenden im Vergleich zum Land drastisch gewachsen, kritisieren die Werke. Die Landesregierung hat eine Erhöhung ihrer der Zuschüsse um zehn Prozent ab 2021 angekündigt.
September 06, 2020 at 02:15PM
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Studenten drohen steigende Preise für Wohnheime und Mensen - Süddeutsche Zeitung
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